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Glossar

Gewaltfreie Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein Kommunikations- und Konfliktlösungsansatz, der von Marshall B. Rosenberg in den frühen 1960er Jahren entwickelt wurde. Ziel der GFK ist es, die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen zu verbessern und ein einfühlsames, respektvolles und verbindendes Miteinander zu fördern.

Die GFK steht in der Tradition der klientenzentrierten Psychotherapie, die von Carl Rogers entwickelt wurde. In Rogers Model steht das aktive Zuhören im Mittelpunkt, die Gewaltfreie Kommunikation geht aber über den gesprächstherapeutischen Rahmen hinaus.

Grundprinzipien der Gewaltfreien Kommunikation (4 Schritte)

Gewaltfreie Kommunikation basiert auf 4 wesentlichen Komponenten beziehungsweise Schritten:

  1. Beobachtung: Sachliche und wertfreie Beobachtung / Beschreibung, was tatsächlich geschieht. Die konkrete Handlung oder Unterlassung darf nicht mit einer Bewertung oder Interpretation vermischt werden. Beobachtung und Bewertung sollen getrennt bleiben, sodass das Gegenüber Klarheit darüber erhält, worauf man sich bezieht.
    Beispiel: „Ich habe bemerkt, dass Du während der Stillarbeitszeit dreimal aufgestanden und durch den Raum gelaufen bist.“
  2. Gefühle: Ausdruck der eigenen Gefühle, die durch die Beobachtung entstanden sind. Diese Gefühle sind meist mit einem oder mehreren Bedürfnissen verbunden.
    Beispiel: „Das hat mich frustriert, weil ich mir Sorgen mache, dass Du und die anderen Kinder abgelenkt werden.“
  3. Bedürfnis: Erkennen und Benennen der Bedürfnisse, die den Gefühlen zugrunde liegen. Gefühle sind laut GFK Ausdruck dessen, ob ein Bedürfnis gerade erfüllt ist oder nicht.
    Beispiel: „Ich habe das Bedürfnis nach einer ruhigen Umgebung, damit alle Kinder konzentriert arbeiten können.“
  4. Bitte: Äußerung konkreter und positiver Bitten, um die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Dabei sollen keine Forderungen gestellt werden.
    Beispiel: „Könntest Du bitte während der Stillarbeitszeit sitzen bleiben oder mir Bescheid sagen, wenn Du eine Pause brauchst?

Rosenberg fasst die Schritte der GFK in folgendem Satz zusammen: „Wenn ich sehe, dann fühle ich b, weil ich brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“
a = Beobachtung; b = Gefühl; c = Bedürfnis; d = Bitte

Anwendungsbereiche

Gewaltfreie Kommunikation findet Anwendung in verschiedenen Bereichen, darunter:

  • Pädagogik und Bildungseinrichtungen, um ein respektvolles und wertschätzendes Lernumfeld zu schaffen.
  • Familien, um die Kommunikation und Beziehungen zwischen Familienmitgliedern zu verbessern.
  • Beruf und Wirtschaft, um Konflikte zu lösen und die Zusammenarbeit zu fördern.
  • Mediation und Konfliktlösung, um eine einfühlsame und konstruktive Lösung von Auseinandersetzungen zu ermöglichen.

Vorteile der Gewaltfreien Kommunikation

  1. Verbesserte Beziehungen: GFK fördert Verständnis und Empathie, was die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen verbessert.
  2. Reduzierte Konflikte: Durch den Fokus auf Bedürfnisse und Gefühle können Missverständnisse und Konflikte schneller und nachhaltiger gelöst werden.
  3. Stärkung der sozialen Kompetenzen: Kinder und Erwachsene lernen, ihre Gefühle und Bedürfnisse klar zu kommunizieren und die Perspektiven anderer zu verstehen.

Herausforderungen der Gewaltfreien Kommunikation

  1. Erlernte Verhaltensmuster: Viele Menschen sind es gewohnt, in Bewertungen und Urteilen zu sprechen, was das Erlernen der GFK erschwert.
  2. Zeit und Übung: Die Anwendung der GFK erfordert Zeit, Geduld und kontinuierliche Übung, um sie effektiv in den Alltag zu integrieren.