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Glossar

Orale Phase

Die orale Phase ist das erste Stadium in Sigmund Freuds psychosexueller Entwicklungstheorie (orale Phase, anale Phase, phallische Phase, Latenzphase und genitale Phase).

Die orale Phase erstreckt sich von der Geburt bis etwa zum 18. Lebensmonat und ist durch das kindliche Interesse an oralen Aktivitäten wie Saugen, Beißen und Kauen gekennzeichnet. In dieser Phase spielen der Mund und die damit verbundenen Aktivitäten eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Kindes.

Merkmale der oralen Phase

  1. Mund als Hauptquelle der Befriedigung: In der oralen Phase erfahren Kinder hauptsächlich durch den Mund Befriedigung und Lust. Das Saugen an der Brust oder der Flasche, aber auch späteres Beißen und Kauen, sind zentrale Aktivitäten.
  2. Bindung und Sicherheit: Das Saugen vermittelt nicht nur Nahrung, sondern auch Geborgenheit und Nähe zur Bezugsperson, meist der Mutter, was für die Entwicklung einer sicheren Bindung wichtig ist.
  3. Exploration der Welt: Kinder nutzen den Mund, um ihre Umwelt zu erkunden. Sie nehmen Gegenstände in den Mund, um ihre Beschaffenheit und ihren Geschmack zu erforschen.

Beispiele für typische Verhaltensweisen in der oralen Phase

  • Stillen und Flaschennahrung: Das Kind nimmt Nahrung über die Brust oder Flasche auf und erfährt dabei sowohl körperliche Befriedigung als auch emotionale Nähe.
  • Daumenlutschen: Viele Kinder beruhigen sich selbst durch das Saugen am Daumen oder anderen Gegenständen wie Schnullern.
  • Beißen und Kauen: Wenn das Zahnen beginnt, beißen Kinder oft auf Gegenständen herum, um das Zahnfleisch zu massieren und den Schmerz zu lindern.

Pädagogische Implikationen

  • Sicherheit und Geborgenheit bieten: Erzieher:innen und Eltern sollten darauf achten, dem Kind in dieser Phase ausreichend körperliche Nähe und Geborgenheit zu bieten, um eine sichere Bindung zu fördern.
  • Sichere Umgebung schaffen: Da Kinder in dieser Phase alles in den Mund nehmen, ist es wichtig, eine sichere Umgebung zu schaffen und kleine, verschluckbare Gegenstände außer Reichweite zu halten.
  • Förderung von oralen Aktivitäten: Geeignete Beißringe und Spielzeuge, die sicher sind und das Bedürfnis nach Kauen und Beißen befriedigen, können den Kindern angeboten werden.

Kritik und Weiterentwicklung

Obwohl Freuds Konzept der oralen Phase viele wertvolle Einblicke in die frühkindliche Entwicklung bietet, wird es in der modernen Entwicklungspsychologie oft als zu stark auf sexuelle Triebe fokussiert kritisiert. Heutige Ansätze betonen eher die Bedeutung der emotionalen und sozialen Erfahrungen des Kindes in dieser Phase.