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Glossar

Erziehungsstile

Erziehungsstile sind die verschiedenen Ansätze und Methoden, die Eltern und pädagogische Fachkräfte anwenden, um Kinder zu führen, zu betreuen und zu erziehen. Diese Stile beeinflussen die Entwicklung, das Verhalten und die Persönlichkeit der Kinder maßgeblich.

Welche Erziehungsstile gibt es?

Es gibt unterschiedliche Erziehungsstile. Welcher Stil in der Erziehung zum Tragen kommt, hängt oft von den Werten und persönlichen Überzeugungen der Eltern sowie von gesellschaftlichen und kulturellen Normen ab. Begründer der Erziehungsstilforschung ist Kurt Lewin, der drei Erziehungsstile (autoritär, demokratisch und laissez-faire) herausgearbeitet hat. Glen Elder hat die Forschungen Lewins fortgesetzt und weitere Erziehungsstile ergänzt, ebenso wie Diana Baumrind.

Autoritärer Erziehungsstil (nach Lewin)

  • Merkmale: Strenge Regeln, hohe Erwartungen und wenig emotionale Wärme. Gehorsam und Disziplin stehen im Vordergrund. Die Eltern sind die unangefochtenen Autoritätspersonen.
  • Beispiel: „Du machst das so, weil ich es so sage.“
  • Vorteile: Klare Strukturen und Regeln.
  • Nachteile: Kann zu Angst und geringem Selbstwertgefühl führen.

Demokratischer Erziehungsstil (nach Lewin)

  • Merkmale: Beteiligung der Kinder an Entscheidungen. Dialog und gegenseitiger Respekt sind zentral.
  • Beispiel: „Lass uns gemeinsam entscheiden, wie wir dieses Problem lösen können.“
  • Vorteile: Fördert Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit, Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen.
  • Nachteile: Kann zeitaufwendig sein und erfordert Geduld.

Laissez-faire-Erziehungsstil (nach Lewin)

  • Merkmale: Eltern sind passiv und bieten wenig Führung. Kinder entscheiden selbst über ihr Verhalten.
  • Beispiel:Du kannst tun, was Du willst.“
  • Vorteile: Kinder lernen früh, Entscheidungen zu treffen.
  • Nachteile: Fehlende Orientierung und Grenzen können zu Verhaltensproblemen führen.

Autokratischer Erziehungsstil (nach Elder)

  • Merkmale: Ähnlich zum autoritären Erziehungsstil, kann als Steigerung dessen angesehen werden. Eine sehr strenge, kontrollierende und hierarchische Herangehensweise. Entscheidungen werden allein von den Eltern oder Erzieher:innen getroffen, ohne die Meinung der Kinder zu berücksichtigen.
  • Beispiel:Du machst das, weil ich es Dir befehle.“
  • Vorteile: Klare und konsequente Regeln, die zu einem hohen Maß an Ordnung führen können.
  • Nachteile: Kann zu Rebellion, geringer Selbstständigkeit und einem schlechten Verhältnis zwischen Eltern und Kindern führen.

Egalitärer Erziehungsstil (nach Elder)

  • Merkmale: Erweiterung des demokratischen Erziehungsstils. Gleichberechtigung zwischen Eltern und Kindern. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, und es gibt keine hierarchische Struktur.
  • Beispiel:Wir sind alle gleichberechtigt und treffen gemeinsam Entscheidungen.“
  • Vorteile: Fördert starke Bindungen und gegenseitigen Respekt.
  • Nachteile: Kann zu Herausforderungen führen, wenn schnelle Entscheidungen notwendig sind.

Negierender Erziehungsstil (nach Elder)

  • Merkmale: Vernachlässigung der physischen und emotionalen Bedürfnisse der Kinder. Mangelnde Wärme und Kontrolle. Wenig Interesse an der elterlichen Pflicht.
  • Beispiel: Eltern kümmern sich kaum um das Kind und seine Bedürfnisse.
  • Vorteile: Keine nennenswerten Vorteile.
  • Nachteile: Schwerwiegende Entwicklungsstörungen und emotionale Probleme.

Permissiver Erziehungsstil (nach Elder)

  • Merkmale: Viel Wärme und Nachgiebigkeit, aber wenig Struktur, Regeln oder Grenzen. Kinder haben viel Freiheit. Ähnelt der laissez-faire Erziehung.
  • Beispiel:Du kannst machen, was Du möchtest.“
  • Vorteile: Fördert Kreativität und Selbstentfaltung.
  • Nachteile: Mangelnde Disziplin und Orientierung.

Autoritativer Erziehungsstil (nach Baumrind)

  • Merkmale: Kombination aus Struktur und Wärme. Klare Regeln, aber auch Unterstützung und Zuwendung.
  • Beispiel:Ich verstehe Deine Meinung, aber es gibt bestimmte Regeln, an die wir uns halten müssen.“
  • Vorteile: Fördert Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein und hohes Selbstwertgefühl.
  • Nachteile: Erfordert viel Engagement und Konsistenz der Eltern.

Was ist antiautoritäre Erziehung?

Fälschlicherweise wird die antiautoritäre Erziehung oft als Erziehungsstil eingeordnet. Es handelt sich jedoch nicht um einen Erziehungsstil, sondern um einen Sammelbegriff für Erziehungskonzepte, die sich von autoritärer Erziehung abgrenzen wollen.

Die antiautoritäre Erziehung basiert auf verschiedenen pädagogischen Werten und Normen. Theoretische Grundlagen und Leitbilder unterscheiden sich je nach Ziel des Konzeptes.

Fazit

Die Wahl des Erziehungsstils ist entscheidend für die gesunde Entwicklung eines Kindes. Während autoritäre und permissive Stile jeweils Vor- und Nachteile haben, wird der autoritative Stil aufgrund seiner Balance zwischen Disziplin und emotionaler Unterstützung oft als ideal angesehen. Demokratische und egalitäre Stile fördern ebenfalls positive soziale und emotionale Entwicklung durch Partizipation und Gleichberechtigung. Es ist wichtig, sich der eigenen Erziehungsmethoden bewusst zu sein und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, um das Wohl des Kindes zu fördern.